Ein paar Kilos hat Marc Wilmots zugelegt, aber im Vergleich zu seiner Karriere als Spieler, die ihm beim FC Schalke 04 den Spitznamen „Willi, das Kampfschwein“ einbrachte, hat er sich kaum verändert.
54 Jahre alt ist der Belgier inzwischen, sein französischer Akzent ist geblieben, seine Alphatier-Ausstrahlung, seine klaren Worte. Wilmots reiste am Freitag ins Trainingslager des Zweitligisten nach Albufeira – als neuer Sportdirektor.
Mitten in der Saison haben die auf den 14. Platz der Zweiten Liga abgestürzten Schalker das Organigramm umgebaut – als Reaktion auf die komplett verkorkste Hinrunde. Matthias Tillmann ist der neue Vorstandsvorsitzende, Sportvorstand Peter Knäbel verließ den Klub am 1. Januar, der bisherige Sportdirektor André Hechelmann wurde zum Technischen Direktor degradiert.
Die neue Galionsfigur heißt Wilmots, der seit 1997 einer der größten Vereinshelden ist. Da verwandelte er im Uefa-Pokalfinale den entscheidenden Elfmeter.
Schalke: Marc Wilmots hat noch nie als Sportdirektor gearbeitet
Das Schalke, das Wilmots 2003 verließ, war ein anderes. Die Arena war gerade erst gebaut, Manager Rudi Assauer allmächtig. Geld gab es genug, die langfristige Perspektive des Klubs war international. Auch nach seiner Schalke-Zeit hatte Wilmots internationale Ambitionen, arbeitete als belgischer Nationaltrainer mit Stars wie Thibaut Courtois, Kevin De Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku zusammen.
Nun klingen seine Sätze anders. „Der ganze Verein muss die Ambition haben, innerhalb der kommenden zwei Jahre in die Bundesliga zurückzukehren“, sagte Wilmots beispielsweise. Und über Transfers in der Winter-Transferperiode: „Ich werde mir die finanziellen Möglichkeiten anschauen. Haben wir keine, gehen wir eben mit dem Kader weiter, den wir haben.“ Statt mit Kevin De Bruyne und Eden Hazard arbeitet er jetzt mit Henning Matriciani und Lino Tempelmann zusammen.
Doch kann es mit Wilmots wirklich funktionieren? Als Sportdirektor und Kaderplaner hat er noch nie gearbeitet, sondern nur als Trainer. Schalke-Coach Karel Geraerts, auch ein Belgier, muss aber um seinen Job nicht fürchten. „Ich habe einen Dreijahresvertrag als Sportdirektor unterschrieben. Also bleibe ich drei Jahre lang Sportdirektor“, sagte Wilmots – noch so eine klare Ansage, die er sogar noch untermauerte: „Wir haben so viele Trainer gehabt in den vergangenen Jahren – ich will Stabilität.“
Schalke-Legenden Asamoah und Büskens vor dem Aus
Für zwei ehemalige Mitspieler, die wie er Schalke-Legenden sind, könnte die Umstrukturierung aber das Aus bedeuten. Die Verträge von Lizenzleiter Gerald Asamoah und Co-Trainer Mike Büskens enden am 30. Juni 2024. Ihre gegenwärtigen Aufgaben wurden auf Wilmots und Hechelmann aufgeteilt. Müssen beide gehen?
Diese Entscheidung würde Schalke nicht leicht fallen, doch Sentimentalität leistete sich Wilmots nicht, auch wenn er die Spitznamen des Duos benutzte: „Ich werde mit Asa und Buyo so schnell wie möglich sprechen. Dabei gibt es Klarheit. Keine Lügen.“ Bei allen Entscheidungen gehe es nicht um Einzelpersonen. „Es geht nur um den FC Schalke 04.“
So ähnlich formulierte das Matthias Tillmann. Der 41-Jährige stellt sich in Albufeira dem Profiteam vor, genießt es aber, dass er Wilmots das Scheinwerferlicht überlassen kann. „Wenn du Strukturveränderungen vornimmst, machst du das von oben. Das haben wir gemacht“, sagte Tillmann. „Das kann dann auch zu Änderungen darunter führen.“ Schalke ist mit dem Umbau des Vereins noch lange nicht am Ende.